Reminiszenz zum
25. Jahrestag der sog. Einheit Deutschlands
Was
veranlasst mich, die Leiterin der Antikriegsvereinigung „Mütter gegen den Krieg
Berlin-Brandenburg“, zur Feder zu greifen und am 25. Jahrestag der deutschen
Einheit Stellung zu beziehen ? Als die NATO Jugoslawien 1999, also 44 Jahre
nach dem 2. Weltkrieg, völkerrechtswidrig und unter der Lüge eines sog.
Völkermords der Serben an den Kosovo-Albanern angriff (vgl. Einschätzung des
deutschen Brigadegenerals und Stellvertretenden des Beraterstabes bei der OSZE in Wien für den Kosovo, Loquai ,der
in seinem Buch “Wege in einen vermeidbaren Krieg“, auf Seite 37 von über 264
Toten auf Seiten der Serben und der UCK
vor dem NATO- Bombardement auf Jugoslawien berichtete ) erschienen solche
Plakate in Deutschland wie: “Gäbe es die DDR noch, hätte es den NATO-Krieg
gegen Jugoslawien nie gegeben!“ Die Einschätzung der ehemaligen DDR-Bevölkerung
über den Weg zur deutschen Einheit bewegt sich zwischen Verrat führender
DDR-Politiker 1989 und der Begründung, aus ökonomischen Zwängen heraus
notwendig gewordener Vereinigung mit dem anderen kapitalistischen Teil
Deutschlands andererseits. Versuchen wir uns ein Bild zu machen. Was der
Vorwurf des Verrats der Nachfolger des Staatsratsvorsitzenden Erich Honeckers
am Staatsvolk der DDR anbelangt, so ist dieser durchaus nachzuvollziehen.
In
jedem Land der Erde wird nämlich ein solches Vorgehen, wie es 1989 die
DDR-Führung praktizierte, als Verrat bezeichnet. Mit dem Hinlegen aller
Funktionen seitens des ZK und seiner Politbüromitglieder hat die DDR-Regierung
die Macht selbst aus der Hand gegeben und damit dem am 13. November 1989 von
der Volkskammer ( die damals schon mehrheitlich von sog. Bürgerrechtlern
dirigiert worden ist ! ) gewählten H. Modrow, der wie Gorbatschow vom Westen
schon früh als „Hoffnungsträger“ ( für wen?!) gefeiert worden ist, freie Hand
gelassen. Das machte das DDR- Volk von einem Tag zum anderen vogelfrei und zur Manövriermasse
der westlichen Monopole.
Wollte
das DDR-Volk ihre politische Führung nicht mehr ? Keineswegs !
Die
vielen Pro- DDR-Demos unter dem Slogan :“Wir sind das Volk, wir bleiben
hier!“ bzw. Leserzuschriften an
verschiedene Zeitungen der damaligen Zeit belegen das anders.
Sicher
wollten viele einen noch besseren Sozialismus, aber in den Farben der DDR !
Warum
haben die DDR-Verantwortlichen nicht, wie weiland am 17. Juni 1953, bevor sie
ihre Ämter niederlegten, mit ihren vermeintlichen Gegnern gesprochen und nach
Lösungswegen gesucht? Dann wären sie gewiss auch zu anderen Einschätzungen der
innenpolitischen Lage im Lande gekommen !
Die
finanzielle Situation in der DDR war 1989 keineswegs so, dass sie ein
Rüberreichen der DDR als Geschenk ( siehe das Buch von Czichon und Maron “Das
Geschenk“ ) an den anderen deutschen Staat gerechtfertigt hätte. Im übrigen war
es in der Geschichte wohl einmalig, dass ein Staat ohne belagert zu sein,
freiwillig kapituliert !!
Finanziell in weitaus
prekärer Lage als die DDR 1989 sind heute beispielsweise die USA, die,
einschließlich ihrer Immobilien, 3 Mal mit sich selbst verschuldet sind, bzw.
die heutige Bundesrepublik.
Aber
diese Staaten existieren munter weiter, ohne in Panik zu verfallen und sich
z.B. China an den Hals zu werfen !!
Was
die oft zitierte höhere Arbeitsproduktivität in der Bundesrepublik gegenüber
der DDR anbelangt, so wäre sie für die ehemalige DDR nicht nachahmenswert
gewesen.
Wie
wir heute wissen, gibt es Bereiche in der Bundesrepublik, z. B. die
Tourismusbranche u.a., in denen an Studienabgänger kein Lohn gezahlt wird und
diese sogar noch ihr eigenes Essen und Trinken auf Arbeit mitbringen, in der
Hoffnung, bei Tod oder Rente eines Vollzeitbeschäftigten in dieser Branche fest
angestellt zu werden.
Diese
höhere Arbeitsproduktivität der Bundesrepublik ( von damaligen, sogar führenden,
Akademikern der DDR, als Kennzeichen einer höheren und besseren
Gesellschaftsordnung proklamiert ) ist doch nicht etwa nachahmenswert, wenn sie
auf Null – Bezahlung basiert und im Grunde genommen noch hinter die
Sklavenhaltergesellschaft von Hunderten von Jahren zurückgeht !!)
Wenn
das ehemalige DDR-Repräsentanten nach über 20 Jahren sog. „Vereinigung“ immer
noch nicht begriffen haben, so kann man von ihnen auch in Zukunft keinerlei
Einsicht erwarten, dass sie je zugeben, 1989 entweder:
ihrer
Verantwortung auf politischem, ökonomischem und militärischen Gebiet nicht
gerecht geworden sind.
Denn
nur durch Selbstkritik, die damalige innen-und außenpolitische Lage falsch
eingeschätzt zu haben, würden sie bei den ehemaligen DDR-Bürgern punkten und bei
jungen Leuten, die sich heute bei G-8 Treffen u. ähnl. der heutigen
kapitalistischen Oberschicht von Polizeieinheiten zusammenprügeln lassen
müssen, weil sie offen gegen die herrschende kapitalistische Gesellschaft
ankämpfen, Sympathie gewinnen können.
Mit
einer Selbstkritik würden diese ehemaligen DDR-Politiker auch die fast 50%
Nichtwähler in der BRD ins Boot holen und den noch bestehenden sozialistischen
Ländern ein Zeichen geben, wie man in schwierigen Situationen nicht agieren
darf !
Viele
Menschen in der Welt glauben doch, dass das ganze sozialistische Weltsystem
1989/90 implodiert sei, also nichts getaugt habe.
Aber:
Wäre nach der durch den damaligen DDR-Ministerpräsidenten Modrow zusammen mit
Bundeskanzler Kohl eingeleiteten Währungsunion von 1990 zwischen DDR und
Bundesrepublik, nach der von einem Tag auf den anderen die DDR-Mark der
BRD-Mark gleichgesetzt wurde
(
vormaliger außenwirtschirtschaftlicher Kurs 1:4 ) nicht jeder Staat ökonomisch
in die Knie
gegangen ?!
Die
Währungsunion war ökonomisch der Todesstoß für die DDR und das sozialistische
Weltsystem gewesen. Kein auswärtiger Staat, weder die bestehenden
sozialistischen Länder, noch die Länder mit sozialistischen Entwicklungsweg,
konnten plötzlich das 4-Fache der Preise für exportierte DDR-Maschinen zahlen.
Die Folge war plötzliche Arbeitslosigkeit in der DDR und der schließlich
ökonomische Zusammenbruch des
sozialistischen Weltsystems, der von den westlichen Medien durch gezielte gehässige
Propaganda begleitet wurde und die politische Führung der sozialistischen
Länder unsicher machte. Sollte man es der DDR-Bevölkerung, nunmehr mehrheitlich
arbeitslos geworden, verübeln, dass sie, nachdem sie von ihren Politikern
schmählich im Stich gelassen worden war, bei den gesamtdeutschen Wahlen
mehrheitlich die CDU wählten ? War ihr doch bei den Vorwahlkämpfen von Bundeskanzler
Kohl ausdrücklich blühende Landschaften versprochen worden und Kohl warb für
die CDU mit den Worten: “Keinem wird es schlechter gehen !“ Der ausdrückliche
Verrat des früheren DDR-Ministerpräsidenten Modrow, welcher nicht nur die
Währungsunion unter westlicher Regie inszeniert hatte, ist vom Kapital nie
wirklich honoriert worden. Auch nicht der Umstand, dass er führende DDR-
Militärangehörige, wie den DDR- Verteidigungsminister Heinz Kessler, bzw. Generaloberst
Strelitz einkerkern ließ, denen man nachsagt, dass sie über Rundfunk, Fernsehen
und Medien das DDR-Volk aufrufen wollten: “Das Vaterland ist in Gefahr !“
Der
Verhinderer dieses Aufrufs war der damalige Staatsratsvorsitzende Egon Krenz
gewesen, der dann als „Dank“ dafür selbst ins Gefängnis geworfen wurde.
Ja,
es gilt heute noch das Sprichwort: “Die Kapitalisten lieben den Verrat, aber
nicht den Verräter!“ Dass das Gesellschaftssystem des Sozialismus durchaus
stabil war, zeigt, dass die DDR und das sozialistischen Weltsystem nicht nur
wenige Wochen wie die Pariser Kommune, sondern über 40 Jahre ( siehe
Sowjetunion ) bestanden hat und sich sowohl politisch, ökonomisch, als auch
militärisch behaupten konnte. Wie schon Lenin sagte, der Sozialismus kann nicht
untergehen, außer durch eigenes Verschulden !
Brigitte
Queck, Dipl.Staatswiss. Außenpolitik