China: 1,2-Billionen-Dollar-Waffe:
So könnte China die US-Wirtschaft
crashen lassen
Peking verfügt über eine starke Waffe – ein Paket von US-Staatsanleihen imWert
von 1,2 Billionen Dollar. Falls China mit dessen Ausverkauf beginnt, kann
Washington nicht mehr Mittel zur Stabilisierung des Haushalts leihen. Warum
wollen immer weniger Länder den USA Geld borgen und was passiert, wenn China
immer mehr US-Schuldscheine abstößt?
Nach Russland befreit sich nun die
Türkei von US-Staatsanleihen. Als die Handlungen Washingtons in der Türkei
zum Absturz der Nationalwährung Lira führten, verkaufte Ankara US-Anleihen im
Wert von knapp vier Milliarden Dollar. Jetzt steht China im Fokus – der Schaden
des vom Weißen Haus entfachten Handelskriegs wird auf hunderte Milliarden
Dollar geschätzt.
Russland lieferte Beispiel
© AP Photo / Susan Walsh
USA verhängen neue Sanktionen gegen Russland – wie viel ist genug?
Die Sanktionen vom April sowie die Drohungen der
Isolierung Russlands vom internationalen Rechnungssystem und Einschränkungen
für Deals mit russischen Staatsschulden bewegten die Zentralbank zu
entschlossenen Schritten. Im April und Mai verkaufte Russland 85 Prozent
seiner US-Staatsanleihen. Der Anteil der Treasuries wurde auf 15 Milliarden
Dollar verringert, zu Jahresbeginn waren es mehr als 100 Milliarden Dollar. Die
Beziehungen zwischen Moskau und Washington verschlechtern sich weiter. Im
September sind neue wirtschaftliche Einschränkungen durch die USA zu erwarten,
weshalb der russischen Nationalwährung eine weitere Instabilitätswelle droht.
Parallel greifen die USA die Türkei an.
Nachdem sich Ankara weigerte, den der Spionage verdächtigten Amerikaner Andrew
Brunson freizulassen, verdoppelte Washington die Zolltarife auf türkisches
Aluminium und Stahl. Im Ergebnis stürzte die türkische Lira innerhalb weniger
Tage um mehr als 25 Prozent ab. Seit Januar verlor sie 40 Prozent an Wert.
Türkei verkauft Treasuries
„Der Lira-Absturz ist zweifellos eine
geplante Attacke durch den größten Spieler des Finanzsystems“, sagte der
türkische Finanzminister Berat Albayrak.
© REUTERS / Murad Sezer
Finanzexperte Ernst Wolff: Ziel der USA ist ein Regime Change in der Türkei
Die türkische Zentralbank kündigte Sondermaßnahmen an,
wobei 10,5 Milliarden Dollar aus Reservefonds bereitgestellt werden sollen.
Zugleich verklappte Ankara einen Teil
seiner US-Staatsanleihen. Im Mai hatte die Türkei noch ein Paket für 32,6
Milliarden Dollar, im Juni waren es nur noch 28,8 Milliarden.
Das große Ausmisten der US-Anleihen
läuft bereits seit fast einem Jahr. Im November 2017 hatte Ankara noch
Treasuries im Wert von 61,2 Milliarden Dollar.
Ausverkauf
Damit sind Russland und die Türkei aus
der Liste der größten Kreditoren der US-Staatsschulden verschwunden. Ihnen
folgen auch andere Staaten.
Im April ging der Anteil der
US-Staatsanleihen bei ausländischen Kreditgebern auf 6,17 Billionen Dollar
zurück.
China, der Spitzenreiter unter den
US-Kreditgebern (1,18 Billionen Dollar), reduzierte sein Paket um 4,4
Milliarden Dollar.
China im Fokus der Aufmerksamkeit
Experten schließen nicht aus, dass
Peking weitere Schuldscheine abstoßen wird.
Peking verfügt über fast 20 Prozent der
US-Staatsschulden, die fremden Staaten gehören.
Jede Handlung mit größeren Treasuries-Mengen ist gefährlich für das
US-Finanzsystem und den Dollar-Kurs.
Der Handelskrieg zwischen Peking und
Washington gewinnt an Fahrt. Die Erhöhung der gegenseitigen Zölle ab 23. August
belastet die Beziehungen der beiden Länder und könnte zu massiven Verlusten für
den ganzen Welthandel führen. In solch einer Situation wächst die
Wahrscheinlichkeit, dass China seine wichtigste Waffe nutzen wird.
In den vergangenen Jahren lag die
Rentabilität der US-Bonds für Peking bei mehreren Milliarden Dollar.
Bereits Ende 2016 und Anfang 2017 reduzierten die Chinesen ihre Einlagen
in US-Staatsschulden, um das Erstarken des Yuans zu kompensieren.
Doch seit der Zeit wurden wieder viele
Anleihen zurückgekauft.
Verlangsamung der Wirtschaft
© REUTERS / Mariana Bazo
Bye-bye, US-Dollar? Wenn China, Russland und Co. in ihren Währungen handeln
Falls
Peking seine Geduld verliert und einen Teil der US-Treasuries verkauft, wird
ihr Wert fallen und die Rentabilität deutlich steigen.
Das würde
automatisch die Anleihen in den USA ankurbeln – sowohl für Unternehmen,
als auch für einfache Verbraucher.
Dadurch
würde wiederum das Wirtschaftswachstum gebremst werden.
Zudem würde die Emission der Schuldpapiere für die
US-Regierung zunehmend teurer werden.
„Die
Wirtschaft wird dann wegen hoher Zinssätze überall fiebern, was einen starken
Verlangsamungseffekt nach sich ziehen wird“, sagte Jeff Mills von
Natürlich sind keine hastigen Schritte
zu erwarten.
Sollte China die Einstellung des
Ankaufs von US-Staatsanleihen beziehungsweise den Verkauf eines großen Pakets
beschließen, kommt es sicherlich zu einer totalen Panik auf dem Markt. Der
Dollar-Kurs würde dann sinken, was dem Exportmarkt Chinas schaden würde.
Eine andere Sache ist: Für Peking würde
eine geringfügige Reduzierung seiner Einlagen in US-Anleihen schon
völlig genügen, um der US-Wirtschaft einen heftigen Schlag zu versetzen.
Angesichts der zunehmenden Rentabilität der zehnjährigen Papiere greift China
bereits zu diesem Hebel.
Quelle: https://de.sputniknews.com/wirtschaft/20180822322048260-chian-waffe-staatsanleihen-usa/