BASF-Chef zu Nord Stream 2: Europa soll sich
Einmischung der USA verbitten
Der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns BASF
Martin Brudermüller hat im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ die
Relevanz des Gasprojekts „Nord Stream 2“ für Europa betont und erklärt, wie er
zu wirtschaftlichen Handlungen mit Russland steht.
Laut Brudermüller ist es derzeit unklar, ob BASF von
den US-Sanktionen gegen Nord Stream 2 betroffen sein werde. Er brachte die
Hoffnung zum Ausdruck, dass „am Ende die Vernunft siegt“ und europäischen
Firmen wegen ihrer Zusammenarbeit mit Russland keine Strafmaßnahmen auferlegt
werden würden.
„Wir Europäer sollten uns allerdings verbitten, dass
die Amerikaner über ein solches Projekt entscheiden“, zitiert ihn das Blatt. Die Pipeline sei
äußerst wichtig, da sie das Angebot von wettbewerbsfähiger Energie ausweite.
Der zusätzliche Verkauf von Flüssiggas in Europa durch
die USA sei kein Problem, allerdings sei dieses teurer und bringe bei seiner
anschließenden Rückführung in den gasförmigen Zustand mehr
Kohlendioxid-Emissionen mit sich.
Die Beschaffung von Gas aus Russland liege jedoch im beiderseitigen
Interesse, meinte Brudermüller. Denn Russland besitze diese wertvolle Ressource
und wolle sie verkaufen und Europa habe Bedarf daran. Zu diesem Zweck
kooperiere BASF seit Jahrzehnten mit dem Energiekonzern Gazprom. Denn wenn es in
Europa kalt werde, seien es „die Russen, die das Ventil aufdrehen“, hieß es.
„Russland ist langfristig ein wichtiger
geostrategischer Partner Europas, gerade beim Thema Energie. Es muss unser Ziel
sein, Russland in die Staatengemeinschaft zurückzuholen“, erläuterte
Brudermüller.
Zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig beim Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg
die Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass die Gaspipeline Nord Stream 2 trotz
der Widrigkeiten fertiggebaut wird. Schwesig zufolge gibt es etwa 1000
Vertragspartner und Milliarden, die schon ausgegeben seien.
Projekt mit internationaler Beteiligung
Nord Stream 2 ist das Projekt einer Gaspipeline, die
aus Russland über den Meeresgrund der Ostsee direkt nach Deutschland führt. Bis
Ende 2019 ist die Inbetriebnahme der Pipeline geplant, deren Kapazität 55
Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr erreichen soll.
Das Projekt wird von der Nord Stream 2 AG umgesetzt.
Das russische Gasunternehmen Gazprom verfügt über 51 Prozent der Aktienanteile.
Weitere Anteilseigner sind die führenden deutschen Energieunternehmen
Wintershall Holding GmbH und PEGI/E.ON die niederländische N.V. Nederlandse
Gasunie, das österreichische Unternehmen OMV und der französische
Energieversorger Engie.
Für Deutschland ist das Pipeline-Projekt wichtig, da
die Bundesregierung den Ausstieg aus Atom- und Kohlekraftwerken bis 2038
beschlossen hat.