Offener Brief an die Bundesministerin für VerteidigungFrau Dr. Ursula von der Leyen vom 4.1.2014

Schluss mit Auslandeinsätzen der Bundeswehr und mit unzulässiger Werbungin den Schulen

Sehr geehrte Frau Bundesministerin,

die neue Amtsperiode einer Ministerin im Bundesverteidigungsministerium sollte Sie, sehr geehrte Frau Dr. von der Leyen, zum Nachdenken über Sinn und Zweck derBundeswehr veranlassen.

Wir wundern uns über das von Ihnen als Christin an den Tag gelegte Selbstvertrauen, wenn wir das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“ als von Ihnen ernst genommenbetrachten sollen.

Wir sind der Ansicht, dass die „Verteidigungspolitik“ der BRD ohne Erinnerung an diedeutsche Geschichte undenkbar ist. Eine Sprache, die einen Krieg nicht mehr »Krieg« nennt, sondern verharmlosend »Konflikt« oder gar bloß »Krise«, verschleiertdie christliche Gesinnung genauso wie eine Partei, die sich Christlich nennt und diemaschinelle Tötung von Menschen wissend in Kauf nimmt.

Die NATO hat gemeinsam mit der BRD das internationale Recht gebrochen undKrieg gegen Jugoslawien geführt. Krieg gegen einen souveränen Staat, Krieg imNamen einer zweifelhaften Moral einer Schutzbehauptung, Menschenrechte schützen zu wollen. Dieser Krieg war ein Krieg gegen die serbische Bevölkerung. Wie wenig ein Krieg Probleme löst, sondern neue schafft, ist an dem Desaster im „NATO-Protektorat Kosovo“ täglich zu beobachten. Die Toten von Kundus, die mit Hilfe der Bundeswehr vom Leben in den Tod befördert wurden, beweisen diese Tatsache nachdrücklich.

Dieser mit der Sprache der Lüge und Demagogie vorbereitete und unterstützte Kriegworden wurde vom „olivgrünen“ Vizekanzler und Außenminister mit der ungeheuerlich Behauptung, „er habe gelernt:

„Nie wieder Krieg, aber auch nie wieder Auschwitz“, begründet.

Die von Politikerinnen, Politiker und den herrschenden Medien geprägte Kriegssprache wird vorsätzlich von Lügen geprägt, die beschönigen, verzerren und verschleiern sollen. »Luftschläge« klingen sauberer als Bombardement von Krankenhäusern, Tabakfabriken und Chemiewerken und verschweigen dievielen toten Zivilisten, zudenen auch Frauen und Kinder gehören. Die Zerschlagung Jugoslawiens« wird wieetwas Unabwendbares, wie ein Naturereignis, dargestellt. Vielleicht haben Sie schonvergessen, dass die Zerstückelung dieses Landes, dessen Gründung in zwei Weltkriegen viel Blut gekostet hat, 1998 aus imperialistischen Gründen von der BRD systhematisch mit betrieben wurde. Haben Sie nicht wahrgenommen oder sogar bewusst unterstützt, dass die herrschende Presse und die Fernsehanstalten von Anfang Teil der Kriegspropaganda waren?

Auch die deutschen Faschisten haben Jugoslawien an gebietshungrige Vasallenaufgeteilt, und in Serbien besonders grausam gewütet. Im letzten Balkankrieg stehtu. a. das Massaker von Kragujevac beispielhaft für sinnloses Töten.

Unserer Geschichte entrinnen wir nicht, Sie folgt uns auf Schritt und Tritt, wo auchimmer, und so »normal« wir uns auch geben oder fühlen mögen.

Wir erinnern Sie an einen Oberst der Bundeswehr, der in Afghanistan 140 Zivilistenin den Tod schickte und danach für seine „Heldentat“ zum General befördert wurde? Der vor kurzem verstorbene Schriftsteller Peter Urban sagte im Jahr 2000 als er mitdem »Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung« ausgezeichnet wurde:

In seiner Dankesrede u. a.:

„Was treibt Leute um, die keinen serbischen Namen buchstabieren, geschweige denn aussprechen können, aber eine abweichende, auf Kenntnis gegründete Meinung mit Hohn, mit Spottund Gemeinheiten überziehen? Woher der geradezu verbissene Wille, eine Politik gutzuheißen, die sich 1999 selbst für bankrott erklärt hat? Sind Altlinke und Jüngere, endlich beim Glauben angekommen? Oder ist es die alte, tiefverwurzelte Sehnsucht, endlich auf der Siegerseite zu stehen, nachdem die Welt im 20. Jahrhundert am deutschen Wesen zweimal nicht genesen wollte? (...)“

Das Beispiel der Kriegführung in Jugoslawien kann sinngemäß auf den Krieg in Afghanistan und alle weiteren Kriege an denen die Bundeswehr in weiteren Kriegenbeteiligt sein wird, übertragen werden.

Die Schule ist keine Anstalt zur Ausbildung fürs Töten !

Die von Politikerinnen, Politiker und den herrschenden Medien bekämpfte seit dem Frühjahr 1995 gezeigte Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung hat aufgezeigt, wie eineentsprechende Propaganda die freudige und freiwillige Beteiligung der Bevölkerungam Massenmord erzeugte. Die Propaganda zeigte auch, dass das Ziel, bei den Beteiligten vorher ein grenzenloses Wohlgefühl zu erzeugen, um das Konzept des totalen Krieges durchzusetzen, punktuell erreicht wurde. Es ist skandalös und widerspricht dem humanistischen Bildungsauftrag der Schulenim heutigen Deutschland, dass der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD wörtlich den Passus enthält:

„Die Jugendoffiziere leisten eine wichtige Arbeit bei der Information über den Auftrag der Bundeswehr. Wir begrüßen es, wenn möglichst viele Bildungsinstitutionen von diesem Angebot Gebrauch machen. Der Zugang der Bundeswehr zu Schulen, Hochschulen, Ausbildungsmessen und ähnlichen Foren ist für uns selbstverständlich“.

Für uns ist es nicht hinnehmbar und völlig unverständlich, dass junge Menschen andas berufsmäßige Töten von Mitmenschen gewöhnt werden und über die tatsächlichen Konsequenzen einer Verpflichtung bei der Bundeswehr belogen werden sollen. Sie sollten als Mutter von sieben Kindern glücklich sein, dass keiner IhrerSprösslinge in einem Bundeswehreinsatz sein Leben lassen musste und dass Sie nicht als Soldatin um Ihr Leben bangen und danach mit einer psychischen Störung behandelt werden mussten.

Wollen Sie der unter hoher Erwerbslosigkeit belasteten Jugend in unserem Land weiterhin weismachen, dass Deutschland mit ihrem Lebenam Hindukusch verteidigtwerden muss? Auch Ihnen dürfte bekannt sein, dass entsprechen repräsentativen Meinungsumfragen in Deutschland siebzig Prozent der Bürgerinnen und Bürger Auslandseinsätze der Bundeswehr ablehnen.

Herausgeber: Bündnis für Soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde e.V. Domnauer Str. 14,12105 Berlin, Tel. 030-75652209, Vorstand: Peter Dietrich. Gert Julius (V.i.S.d.P) Lothar Nätebusch, Bernd Cachandt, Email: buesgm@online.de  Website: www.okv-ev.de Mitglied im Ostdeutschen Kuratorium von Verbänden undim Antifaschistischen Komitee gegen Krieg und Sozialraub

Diesen Brief unterstützen  auch  die „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“ !