Belarus weist französischen Botschafter aus
Warum Weißrussland den französischen
Botschafter ausgewiesen hat
Medien melden, Weißrussland habe den
französischen Botschafter ausgewiesen, schweigen sich aber über die Gründe aus
und erwecken so den Eindruck, Weißrussland habe etwas Verwerfliches getan.
Daher erkläre ich die Hintergründe.
von Thomas Röper, Anti-Spiegel
Im Grunde kann man die Hintergründe der
Ausweisung des französischen Botschafters aus Weißrussland in den
Medienberichten erfahren, aber der durchschnittliche Leser wird das übersehen,
weil man dazu Zusammenhänge verstehen muss, die die Medien ihren Lesern bei der
Gelegenheit aber nicht erklären. Also werde ich das exemplarisch an dem
Spiegel-Artikel zu dem Thema aufzeigen.
Der Spiegel hat am 17.Oktober unter der Überschrift „Nicolas de Lacoste – Frankreichs Botschafter
verlässt Belarus auf Aufforderung der Regierung in Minsk“ darüber berichtet und in der Einleitung des Artikels geschrieben:
„Frankreichs Botschafter Nicolas de Lacoste ist aus Belarus ausgereist. Eine
Sprecherin nannte keine Gründe. Er habe aber eine Videobotschaft an das
belarussische Volk hinterlassen, die am Montag ausgespielt werde.“
Warum Weißrussland den französischen
Botschafter ausgewiesen hat, kann man erraten, wenn man den zweiten Absatz des
Spiegel-Artikels liest: „Medienberichten zufolge hat de Lacoste nie den
belarussischen Staatschef Alexander Lukaschenko getroffen, um ihm sein
Beglaubigungsschreiben als diplomatischer Vertreter seines Landes vorzulegen.
Frankreich erkennt wie andere EU-Staaten Lukaschenkos Sieg bei der
Präsidentschaftswahl im August vergangenen Jahres nicht an, bei der er nach
eigener Darstellung für eine sechste Amtszeit wiedergewählt wurde.“
Was bedeutet das?
Das bedeutet, dass Frankreich einen Botschafter nach Weißrussland geschickt
hat, der Gespräche mit der weißrussischen Regierung ablehnt. Es ist aber so,
dass jeder Botschafter, wenn er in sein Gastland kommt, bei der Regierung
vorstellig wird und sein Beglaubigungsschreiben zu übergeben, das ihn als
ernannten Botschafter seines Landes ausweist. Das hat der französische Botschafter
in Minsk aber nicht getan.
Statt mit der Regierung seines Gastgeberlandes über politische, kulturelle,
wirtschaftliche Themen zu reden, hat er auf der Seite der französischen
Botschaft in Minsk fleißig Berichte darüber veröffentlicht, wie er sich mit Vertretern der
radikalen weißrussischen Opposition getroffen und denen Mut zugesprochen hat.
Da der Botschafter schon 2020 angereist ist, bedeutet das, dass die
weißrussische Regierung dem Treiben fast ein Jahr lang
tatenlos zugeschaut hat.
Die beispiellose Provokation
Wie würde die deutsche Bundesregierung wohl reagieren, wenn zum Beispiel
China einen Botschafter nach Berlin entsendet, der ein Jahr lang nicht bei der
deutschen Regierung vorstellig wird, sondern sich stattdessen mit
Reichsbürgern, Pegida, Querdenkern und anderen
regierungskritischen Gruppen treffen, denen Mut zusprechen und der
Unterstützung der chinesischen Regierung versichern würde? Würde die
Bundesregierung einem solchen Treiben, einer solchen bewussten Provokation ein
Jahr lang tatenlos zuschauen?
Das Beispiel zeigt einmal mehr, mit welcher unverfrorenen Dreistigkeit der
Westen sich in die Angelegenheiten anderer Länder einmischt und dort Dinge tut,
die er bei sich zu Hause niemals dulden würde. Diese westliche Doppelmoral wird
immer unerträglicher.
Als I-Tüpfelchen hat die französische Botschaft in
Minsk seine Abschiedsbotschaft veröffentlicht,
die ich der Vollständigkeit halber übersetzt habe:
„Liebe Freunde,
Heute möchte ich Ihnen eine Abschiedsbotschaft übermitteln.
Leider müssen meine Frau und ich Weißrussland verlassen.
Wie Sie wissen, hat Frankreich die Ergebnisse der Wahlen vom 9. August 2020
nicht anerkannt, und ich habe meine Beglaubigungsschreiben nicht vorgelegt.
Wir haben hier schwierige, aber unvergessliche Tage verbracht.
Wir hatten viele interessante und wichtige Begegnungen und Entdeckungen.
Wir haben viele mutige und willensstarke Menschen getroffen.
Meine Frau und ich haben die Großzügigkeit und Schönheit von Weißrussland und
den Weißrussen entdeckt.
Sie werden immer in unseren Herzen und Gedanken sein.
Sie sollen wissen, dass wir an Ihrer Seite sein werden.
Wir fordern Sie auf, nie die Hoffnung auf bessere Zeiten zu verlieren.
Bis bald!“
https://www.anti-spiegel.ru/2021/warum-weissrussland-den-franzoesischen-botschafter-ausgewiesen-hat/
18.10.2021