Zur Auslandsverschuldung der DDR 1989

 

Siegfried Wenzel schreibt dazu  auf Seite 24 in seinem Buch  : „Was war die DDR wert ?“

 

„ In der Analyse der ökonomischen Lage der DDR mit Schlussfolgerungen, die dem Politbüro  unter Leitung von E. Krenz  im Oktober 1989 vorgelegt wurde, waren Verbindlichkeiten gegenüber dem NSW ( Nichtsozialistischem Wirtschaftsraum ) in Höhe von 49 Mrd VM (Valutamark) für Ende 1989 angegeben. Das entsprach zum damaligen Umrechnungskurs einem Betrag von 26 Mrd $....Darin waren die Aktivitäten, Guthaben und Reserven des Bereiches Kommerzielle Koordinierung nicht enthalten Sie unterlagen der strengsten Geheimhaltung....

Im Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juli 1990 wurde die zu diesem Zeitpunkt erfasste Verschuldung mit 24,7 Mrd VM oder 14,8 Mrd angegeben, die in die Berechnung des Erblastenfonds einging“.

 

Mit dem jetzt vorliegenden Bericht der Deutschen Bundesbank vom August 1999 wird insgesamt für 1989, d.h.  unter Berücksichtigung  aller Guthaben und Verbindlichkeiten einschließlich derjenigen des Bereiches Kommerzielle Koordinierung, eine Nettoverschuldung der DDR in freier Valuta in Höhe von 19,9 Mrd. VM ausgewiesen, was einer Dollargröße von rund 12 Mrd. $ zum damaligen Kurs entspricht.

 

 

 

Zur Inlandverschuldung schreibt S. Wenzel auf den Seiten 28 - 30

 

 

Inlandverschuldung zum   Wert der Mark der DDR

 

Nach offiziellen Angaben der Bundesregierung wurden mit dem Inkrafttreten der Währungsunion am 1.7.90 folgende Schulden des Staates und der volkseigenen Wirtschaft der DDR von der BRD übernommen:

28.0 Mrd DM  interne Schulden des Staatshaushaltes

23,3 Mrd DM  Netto – Auslandsverschuldung

38,0 Mrd DM Wohnungsbaukredite

104,0 Mrd DM Altschulden der Treuhandbetriebe

26,0 Mrd  DM Restausgleichsposten aus der Währungsumstellung

 

216, 7 Mrd DM  

(siehe ebenda S. 28)

 

 

Dazu bedarf es einige Richtigstellungen wie er schreibt:

Die „Schulden“ der volkswirtschaftlichen Betriebe der DDR waren keine Schulden selbständiger wirtschaftlicher Einheiten.

Im Rahmen der Zentralwirtschaft der DDR handelte sich dabei um innere Verrechnungen im Rahmen dieses Systems.

S. Wenzel schreibt dazu:

„In Übereinstimmung mit anderen Ökonomen vertrete ich die Auffassung, dass die Abschlussbilanz eines 40 Jahre souverän existierenden Staates und seiner Wirtschaft nur 2 Positionen umfassen kann:

.Die Auslandsschulden...

. Die Verbindlichkeiten des Staatshaushaltes gegenüber den Spareinlagen der Bevölkerung, soweit sie als  Kredite des Staatshaushaltes, z. B. für die Finanzierung des Wohnungsbaus in Anspruch genommen wurden : nach Verlautbarung der Bundesregierung 38 Mrd DM.

 

Das sind pro Kopf der Bevölkerung der DDR Schulden in Höhe von 3.625 DM.“

 

S. Wenzel resümiert dazu :

 

„Damit betrugen die Schulden pro Kopf , die die DDR – Bürger in die Vereinigung eingebracht haben, nicht einmal 50% derjenigen, die auf jeden Bürger der alten Bundesländer lasten.“ (S: 30)

„Zumindest sollte man zugeben, dass das laute und immer wieder neu aufgetischte Pleite- Geschrei auch vom Standpunkt der inneren Verschuldung der sachlichen Grundlage entbehrt.“ (S. 31)

 

 

 

Zur Abwicklung der Wirtschaft der DDR und die Rolle der

Treuhandanstalt

 

S. Wenzel schreibt dazu auf Seite 129:

„Wenn man von der vorliegenden  dokumentierten  Wertschätzung  des DDR – Produktivvermögens  in Höhe  von 1,2 – 1,5 Billionen Mark der DDR ausging und diese durch  16 Millionen  Bürger teilte, kam man auf eine Summe  von 100 000 DDR –Mark pro Kopf.“

Wie DDR – Vermögen von der Treuhand  verschleudert wurde mit dem Ergebnis der Vernichtung von 3 Millionen Arbeitsplätzen, belegt S. Wenzel eindeutig mit Beispielen auf den folgenden Seiten und er belegt mit Zahlen und Verweis auf Statistiken, dass in den anderen sozialistischen Ländern wesentlich intelligentere Lösungen für die Transformation ihrer Volkswirtschaften gefunden wurden, als auf dem Territorium der DDR.

Während in dem zu sozialistischen Zeiten Vorzeigeland der DDR nur 20 % der Arbeitsplätze erhalten wurden, waren es in Tschechien 68%, in Ungarn 76,8% und in Polen 85%.“

( S: W. ebenda S. 154)

S. W. zitiert den Sprecher der SPD – Fraktion im Unterausschuss DDR – Vermögen, Friedhelm Julius Beucher:

 „ Zu schnelle Privatisierung, mangelnde Aufsicht durch Bundesfinanzministerium und Treuhandanstalt haben zu erheblichen Vermögensschäden geführt...Gemessen an der Summe dessen, was durch diese oft nachlässige, schlampige, oberflächliche Aufsicht zum Schaden der Bundesrepublik geschehen ist, gehört zu einem ordentlichen Rechtsstaat, dass auch Köpfe rollen.“ ( ebenda S. 161)

 

 

 

Zu den Finanztransfers in die neuen Bundesländer

 

S. Wenzel schreibt, dass durch die De -  Industrialisierung der DDR viele Jugendliche in die alten Bundesländer abwanderte, ein Trend, der auch noch heute anhält, ist unbestritten.

Dass dieser Umstand ebenfalls zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in den alten Bundesländern führte und führt, wird oft außer Acht gelassen.u. a. m.

Er zitiert die alte Bundesregierung – allerdings nur als fußnote- in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage zu einer Tabelle:

„ In einer Belastungsrechnung wären einigungsinduzierte Steuermehreinnahmen im Westen und der Abbau leistungsbedingter Ausgaben gegenzurechnen....“  ( Deutscher Bundestag , Drucksache 13/ 10809 v. 27.5.1998, S. 32 ).

Die Deutsche Bundesbank kommt in ihrem  Monatsbericht vom Oktober 1996 zu folgender Feststellung:

„Insgesamt dürfte sich der Umfang der speziellen Leistungen für die neuen Bundesländer 1995 auf eine Größenordnung von 50 Mrd DM belaufen haben“ (ebenda S. 178)

 

 

 

Zum Begriff des „ Mangels“  in der DDR

 

S. Wenzel schreibt auf der Seite 232:

„Während im planwirtschaftlichen System Mängel nie existentieller Natur waren, sind die Mangelerscheinungen der Marktwirtschaft für die betroffenen substantieller Natur: Mangel an Nahrung, Kleidung, Wohnung, Arbeit.“

 

Hierzu werden einige Fakten und Zahlen angeführt:

-Die Bevölkerung der DDR hatte mit rd. 95 kg einen der höchsten Pro – Kopf – Verbräuche an Fleisch und Wurstwaren der Welt (BRD :76 kg )

-Im Jahre 1988 besaßen 54 % aller Haushalte  der DDR einen PKW

-Es gab keinen Mangel an Möbeln, aber widersinnigerweise an hochwertigen Möbeln....“

 

Zu den Bereichen der fast vollständigen Bedarfsdeckung gehörten im Gegensatz selbst in den fortgeschrittensten Ländern

 

 

wie S.W. schreibt:

-Alle Jugendlichen im entsprechendem Alter erhielten eine Facharbeiter-, Fachschul- oder Hochschulausbildung; ihre Übernahme in eine perspektifisch sichere Arbeit war gewährleistet.

- 60% aller Kinder im Alter bis zu 3 Jahren wurden in Ganztagskrippen von Fachpersonal betreut; unter Berücksichtigung des 1- 1,5 jährigen Babyjahres der berufstätigen Mütter war damit der Bedarf voll gedeckt.

- Alle Kinder zwischen 3 und 6 Jahren konnten ganztägig in Kindergärten versorgt werden. Und alle Kinder zwischen dem 1 und 4. Schuljahr konnten einen bereuten Schulhort Besuchen.

 

 

Dies alles trug zu einer hohen Lebensqualität der Menschen in der DDR bei,

in der nicht wie in der Marktwirtschaft das Geld alles entscheidet, oder mit anderen Worten gesprochen, sich alles rechnen muss.

 

Interessant ist der Umstand, dass auch führende Ökonomen der Bundesrepublik inzwischen die Zahlen  und Ausführungen  von Siegfried Wenzel zur DDR - Wirtschaft vollauf bestätigt haben, wie auch in seinem Buch sichtbar wurde.

 

 

Zusammenstellung : Brigitte Queck, Diplomstaatswissenschaftler Außenpolitik