Antiimperialistische Einheitsfront > Beispiel
30iger Jahre
Wie der Faschismus damals verhindert werden können
Am Sonntag, dem 28. Januar 2018 um 10.00 Uhr
führt die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) eine
Gedenkverstanstaltung zum Anlass des von der Dresdner Polizei 1933 verübten
Terrorakts im Keglerheim durch.
Ort: Dresden-Friedrichstadt, Kreuzung Friedrich- u. Weißeritzstr..
Zum politischen Hintergrund
Am 13. November 1932 fanden in Sachsen Kommunalwahlen statt. Sie brachten
eine Stärkung der KPD, bei gleichzeitiger Schwächung der SPD und katastrophalem
Einbruch an Stimmen für die NSDAP. Mit der Zerfallserscheinung in der NSDAP
verlor die Bourgeoisie die letzte Möglichkeit, die revolutionäre
Arbeiterbewegung zu bekämpfen. Führende Köpfe des Kapitals: Schacht, Schröder,
Thyssen, Vögler, Krupp u.a. wandten sich an Reichspräsident Hindenburg mit der
Forderung, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
Für den 22. Januar 1933 bereiteten die Nazis einen Aufmarsch vor dem
Karl-Liebknecht-Haus in Berlin, dem Sitz des ZK der KPD, vor. Der Vorschlag der
KPD an die SPD-Führung diese Provokation durch eine gemeinsame außer-parlamentarische
Aktion abzuwehren wurde von dieser abgelehnt, da sie nur „gesetzliche“ Mittel
anzuwenden bereit war. So konnten am 22. Januar die Faschisten unter dem Schutz
von 15.000 Polizisten in der Nähe des Karl-Liebknecht-Hauses aufmarschieren. Die
KPD führte daraufhin am 25. Januar 1933 landesweit eine Protestaktion gegen
diese faschistische Provokation durch.
In Dresden war die Situation der Nazis besonders günstig, da der
Staatsapparat - insbesondere die Polizei - in starkem Maße von Faschisten
durchsetzt war. So wurde für die Protestaktion der Kommunisten von der Dresdner
Polizei wiederum eine Provokation geplant, die als „Blutbad im Keglerheim“
Geschichte machte.
Zu den Ereignissen im Keglerheim
Sowohl in Berlin wie auch in Dresden führte die KPD am 25. Januar
Protestaktionen durch. In Dresden begann die Protestaktion mit einer Kundgebung
auf dem Bönischplatz, auf der zur Einheitsfront gegen den Faschismus aufgerufen
wurde. Dieser Aufruf richtete sich an die sozialdemokratischen Arbeiter, deren
Führung aufgrund ihrer defensiven Haltung Verrat an den Interessen der
Arbeiterklasse vorgeworfen wurde.
Nach Abschluß der Kundgebung formierte sich ein Zug von ca. 1.200 Arbeiter,
der zum Keglerheim in die Friedrichstrasse zog. Die Polizei versuchte mehrfach
den Zug aufzulösen. Der Saal im Keglerheim war mit einer geschätzten
Besucherzahl zwischen 600 bis 800 Menschen völlig überfüllt. Der Referent
„Fraedrich“ - Mitglied der KPD - sprach über die Krise, die volksfeindlichen
Maßnahmen der Regierung und über die Rolle der Nazis in der Politik der
Bourgeoisie. Als der Redner den Terror der Nazis anprangerte, wurde mit
polizeilicher Gewalt die Versammlung aufgelöst. Hierbei fielen von Seiten der
faschistischen Polizei Schüsse, die 9 Tote, 12 Schwerverletzte und zahlreiche
Leichtverletzte unter den Arbeitern forderten.
Zu den 9 Toten zählten:
Fritz Domaschke
Walter Liebscher
Paul Eichhorn
Paul Maiwald
Kurt Förster
Richard Michel
Kurt Göbel
Adolf Sommerfeld
Herrmann Koch
Das Presseamt des Polizeipräsidiums rechtfertigte das Blutbad mit der Lüge,
die Polizei habe in Notwehr gehandelt, da angeblich von Seiten der
Versammlungs-Besucher auf die Polizei geschossen worden wäre. Hierbei sei
angemerkt, daß auf Seiten der Polizei kein Einziger verletzt wurde. In der
Folge wurden Versammlungen unter freiem Himmel und Umzüge in der Stadt
polizeilich verboten.
Zur Haltung der KPD
Die Bezirksleitung der KPD in Sachsen warnte aufgrund des Blutbads im
Keglerheim in einem Aufruf vor einem Staatsstreich der Bourgeoisie und forderte
von den Arbeitern sich in einer Einheitsfront zu organisieren,
Protestdemonstrationen und Proteststreiks durchzuführen und am Tage der
Beerdigung der Opfer die Arbeit einzustellen und Delegationen zur Beerdigung zu
entsenden. Sie forderte weiterhin die Bildung eines unabhängigen
Untersuchungsausschusses und die Bestrafung der für das Blutbad
Verantwortlichen. Die KPD erkannte, daß ihre Forderungen bei der zunehmenden
Faschisierung des Staatsapparates nur im außerparlamentarischen Massenkampf
durchzusetzen war.
Zur Haltung der SPD
Die SPD-Führung forderte ebenfalls die unabhängige Untersuchung der
Vorfälle im Keglerheim, distanzierte sich allerdings ausdrücklich vom
außerparlamentarischen Kampf. So verbot der SPD-Parteivorstand, am
Proteststreik am Tag der Beerdigung der Ermordeten teilzunehmen.
Die Entwicklung der antifaschistischen Kampffront unter Führung der KPD
Nach dem Blutbad im Keglerheim am 25. Januar 1933 kam es in Dresden trotz
Verbots zu Demonstrationen und Proteststreiks in Betrieben, zu denen zahlreiche
Betriebsräte und Belegschaftsvertreter aufriefen. Im Aufruf wurde festgestellt,
daß das Blutbad im Keglerheim eine Provokation der Gesamtarbeiterschaft und
eine bewußte Maßnahme zur Vorbereitung der offenen faschistischen Diktatur
gewesen sei. In den Betrieben wurde für die Hinterbliebenen der Opfer
gesammelt. Auf einer Massenprotestkundgebung, zu der die KPD aufrief, forderte
ein Redner der KPD-Bezirksleitung Sachsen die Arbeiter auf, am Tag der Beerdigung
der Opfer in den Proteststreik zu treten.
Die Auswirkung der Dresdner Ereignisse auf die weitere Entwicklung in
Deutschland
Die Protestbewegung ging weit über die Grenzen Dresdens hinaus. Auch in
umliegenden Ortschaften von Freital, Pirna, Bautzen und Freiberg bis Leipzig
und Gotha kam es zu Protestdemonstrationen. Inzwischen fälschte die Bourgeoisie
die Dresdner Ereignisse um, Sodas in der Presse von kommunistischen
Ausschreitungen die Rede war. Die einflußreichsten Kreise des Monopolkapitals
forderten die Verschärfung der profaschistischen Politik zur Niederhaltung der
Arbeiterbewegung und der kommunistischen Partei. In dieser Situation wurden die
Verhandlungen der Monopolisten und Junker mit den Nazis über deren
Machtübernahme zum Abschluß gebracht. Die Forderungen der Reaktion an
Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler zu berufen, die nach den November-Wahlen
einsetzten, verstärkten sich noch, indem nun auch die Reichswehr eingriff.
Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Angesichts
der Gefahr, die damit für das deutsche Volk heraufzog, wandte sich das ZK der
KPD an die Führung der SPD und des ADGB mit dem Vorschlag, die Hitlerregierung
durch einen Generalstreik zu stürzen um das deutsche Volk vor einer Katastrophe
zu bewahren. Die Vorstände der SPD und des ADGB lehnten jedoch ab.
In Dresden führte die SPD am 30.1.1933, am Tag der Einsetzung der
Hitlerregierung, am Tag vor der Beisetzung der Opfer der Blutnacht sechs
„Protestversammlungen“ durch. Dort wurde gesagt, daß Hitler zwar abwirtschaften
würde, daß aber auch Abwehrkämpfe notwendig seien. Weiterhin hieß es, daß die
Aufforderung der „Arbeiterstimme“ (der damaligen Tageszeitung der KPD) an die
Belegschaften einen „Streik gegen die Hitler-Diktatur“ durchzuführen, sinnlos
wäre, da ohne einheitliche zentrale Führung aller Arbeiterorganisationen kein
Kampf siegreich sein kann.
Mit dieser Haltung arbeitete die SPD-Führung der faschistischen Regierung
in die Hand, die ihre Macht festigen und ausbauen konnte.
Die antifaschistische Einheitsfrontdemonstration in Dresden
Am 31. Januar 1933 fand eine antifaschistische Einheitsfrontdemonstration
gegen den Faschismus anläßlich der Beisetzung der Opfer statt, an der sich
trotz des Verbots des SPD-Parteivorstands zahlreiche sozialdemokratische
Arbeiter beteiligten. In der Stübelallee formierten sich über 30.000 Arbeiter,
unter anderem Genossen des verbotenen roten Frontkämpferbundes, der Roten
Hilfe, des Reichsbanner und andere Antifaschisten, in einem gewaltigen
Demonstrationszug zum Friedhof Tolkewitz, auf dem die Beisetzung der ermordeten
Genossen stattfand.
Welche Lehren ergeben sich aus dem Blutbad und dem Kampf der Dresdner
Arbeiter gegen den Faschismus?
Als sich in der Weltwirtschaftskrise die Klassengegensätze verschärften und
die Arbeiterklasse unter Führung der KPD die kapitalistische Herrschaft
bedrohte, errichtete sie die faschistische Diktatur und stürzte die Völker in
den 2. Weltkrieg. Das Blutbad im Keglerheim war nur ein Schritt auf diesem Weg.
Spaltung schwächt und Einheit stärkt die Arbeiterklasse. Die Zusammenarbeit
der rechten SPD-Führer mit der Bourgeoisie und ihre Ablehnung des
außerparlamentarischen Kampfes und ihre Feindschaft gegenüber dem
Marxismus-Leninismus spaltete die Arbeiterklasse und ermöglichte der
Bourgeoisie die Errichtung der faschistischen Diktatur.
Im Kampf gegen die Schuldigen am Blutbad im Keglerheim und gegen die
drohende faschistische Gefahr wuchs unter Führung der KPD die Aktionseinheit
der Arbeiterklasse in Dresden. Diese gemeinsame Front aller Antifaschisten
erzwang die gewaltige Einheitsfrontdemonstration vom 31. Januar 1933.
Dieses Beispiel zeigt, daß die Aktionseinheit der Arbeiterklasse in ganz
Deutschland den Machtantritt des Faschismus hätte verhindern können.
Quelle:
https://www.facebook.com/stephan.messerschmidt/posts/1502619616517583