Anti-Hitler-Koalition -75. Jahrestag
Verteidigungsministerium Russlands gibt Geheimdokumente zu Konferenz von
Jalta frei
Zum 75.
Jahrestag der Konferenz der Mitglieder der Anti-Hitler-Koalition in Jalta hat das
russische Verteidigungsministerium auf seiner Webseite die bisher geheimen
Dokumente zur Vorbereitung der Konferenz veröffentlicht. Sputnik legt dar, wie
die Sicherheit der Delegationen auf der Konferenz gewährleistet und der Feind
blockiert wurde.
Die
Grundlagen der Nachkriegsordnung, die neuen
Staatsgrenzen Deutschlands und Polens sowie die Lage in Jugoslawien - um diese und weitere Fragen zu
klären, versammelten sich die Alliierten - Josef Stalin, Franklin Roosevelt und
Winston Churchill samt Delegationen - zwischen dem 4. und dem 11. Februar 1945
in Jalta auf der im Frühling 1944 von den Nazis befreiten Krim. Es brauchte gut
zwei Monate Vorbereitung mit Hilfe von britischen und US-amerikanischen
Militärs, wie die neu veröffentlichten Dokumente nun zeigen.
Deren
wesentlicher Teil beschreibt, wie Jalta vor möglichen Angriffen geschützt
wurde: durch die sowjetische Schwarzmeerflotte sowie die Spezialeinheiten
verschiedener Streitkräfte. Sie sorgten für Kommunikation und Flugabwehr,
säuberten das Küstenmeer und die Küste von Minen, beschützten das Meer und Land
und organisierten Feiern zu Ehren der hochrangigen Gäste.
Die Gefahr deutscher Luftangriffe
wurde als durchaus real wahrgenommen,
geht aus den
Unterlagen hervor.
„In der gegenwärtigen operativen
Situation im Schwarzen Meer ist es durchaus möglich, dass feindliche
Militärflugzeuge unsere Flugplätze, Schiffe im Marinestützpunkt und die Häfen
an der Südküste der Krim überfallen“, heißt es im Gefechtsbefehl
№ 01/op.
Um die Küste
zu beschützen und einen plötzlichen Angriff vom Meer aus zu verhindern, ließ das
Hauptquartier der Schwarzmeerflotte eine weiträumige Meerespatrouille mit zwei
U-Booten einrichten. Speziell für die Durchführung der Konferenz wurde ein
Flugzeugverband gebildet, und zwar auf der Basis der Jagdfliegereinheiten der
Luftstreitkräfte der Schwarzmeerflotte sowie der 126. Fliegerdivision der
Luftabwehr.
© Foto : mil.ru
Amerikanische
Schiffe kommen in der Bucht von Sewastopol an
Dazu gingen
während der Konferenz noch Nachrichten über die Sondertätigkeit deutscher
Agenten ein sowie über die Pläne des deutschen Kommandos, die Anführer der
Alliierten zu vernichten. Laut den sowjetischen Sicherheitsleuten, die mit
dabei waren, sollten die Deutschen im Januar 1945 etwa gesagt haben, man müsse
es sich zunutze machen, dass sich die ‘Spinnen’ in einer Bank versammelt
hätten, und sie sofort vernichten. Die stärksten Agenten der Abwehr sollen auf
das sowjetische Territorium geschickt worden sein. Jedoch war die sowjetische
Spionageabwehr auch über die Pläne der Deutschen informiert, so dass sie sich
dem Liwadija-Palast, wo die Gespräche geführt wurden,
nicht annähern konnten.
Kommunikationskanäle neu geschaffen
Damit die
Einheiten der Roten Armee mit denen der Verbündeten überhaupt kommunizieren
konnten, mussten die zerstörten Kommunikationskanäle zwischen den Städten
der Krim und Moskau wiederhergestellt werden. Darüber hinaus wurde eine
Nachrichtenverbindung mit den Stützpunkten der Alliierten auf Malta und
in der Straße von Gibraltar aufgebaut. Von dort aus berichteten
britische und amerikanische Offiziere über die Routen der Flugzeuge der
ausländischen Delegationen.
Der
russische Nachrichtenchef, Konteradmiral Georgi Gromow, bewertete den
Funkaustausch zwischen den sowjetischen, britischen und amerikanischen
Seeleuten in einem Bericht wie folgt:
„Amerikanische Schiffe: Kenntnis und
Verwendung von russischen Kombinationen <..>
Unbekümmertheit in der Sendezeit und Weitschweifigkeit <...> Englische
Schiffe: einzigartige Exaktheit <..> einzigartige Kürze bei der Anwendung
des internationalen Codes.“
Die Pioniere
haben sich ebenfalls viel Mühe gegeben, indem sie mehrere Territorien
neutralisierten, auf denen schwere Kämpfe stattgefunden hatten. Insbesondere
musste der englische Friedhof nahe Balaklawa bei
Sewastopol, wo die während des Krimkrieges zwischen 1854 und 1856 gefallenen
britischen Soldaten beigesetzt worden waren, von Minen geräumt werden. Während
der Konferenz besuchte Churchill den Friedhof, wo sich das Grab eines seiner
Vorfahren befand.
© Foto : mil.ru
Der britische
Premierminister Winston Churchill samt einer Delegation auf dem Englischen
Friedhof bei Sewastopol
Zur
Begleitung der Schiffe der Alliierten im Schwarzen Meer wurden die Zerstörer „Soobrasitelni“ und „Nesamozhnik“
sowie mehrere „Kleinjäger“ bestimmt. Selbst eine eventuelle Notlandung eines
Flugzeuges der Alliierten auf dem Wasser wurde berücksichtigt. Während der
Konferenz war außerdem eine Schiffsgruppe im westlichen Teil des Schwarzen
Meeres im Einsatz, darunter der Zerstörer „Nesamozhnik“,
die großen Minensuchboote „Jakor“ und „Mina“, zwei
große „Jäger“, mehrere „Kleinjäger“, vier über den Landleasing-Vertrag
erhaltene „Vosper“-Torpedoboote
und drei „Catalina“-Flugzeuge.
Roosevelt kam zuerst
Außerdem ist
nun erstmals bekannt geworden, wie die ausländischen Delegationen auf der Krim
angekommen waren, dazu noch die Namen von Passagieren und Besatzungsmitgliedern
der Alliierten. Aus Großbritannien flogen am „Tag D“, wie es in einem Dokument
heißt, 13 Flugzeuge mit 87 Besatzungsmitgliedern, 139 Passagieren und zehn
Tonnen Fracht auf die Krim. Die britische Delegation traf mit amerikanischen
Militärflugzeugen Douglas C-47 Skytrain, Douglas C-54
Skymaster, Consolidated
C-87 Liberator und britischen „Yorks“ ein.
Die
Amerikaner reisten ihrerseits mit zehn „C-54 Skymasters“
auf die Krim. An Bord befanden sich 70 Besatzungsmitglieder und 120 Passagiere.
US-Präsident Roosevelt und der britische Premierminister Churchill trafen mit
Abstand von fünf Minuten mit „C-54 Skymasters“
ein. Roosevelts Flugzeug landete als Erstes.
Zahlreiche
bisher nirgends veröffentlichte Fotos sind ebenfalls aus den Archiven ans Licht
gekommen. Sie zeigen Episoden von den Treffen der Delegationen, eine Feier der
Amerikaner und Briten samt Matrosen der Schwarzmeerflotte, Ausflüge zu den
Gedenkorten der Halbinsel. Im Hintergrund sind noch Spuren der Zerstörung
historischer Gebäude und Denkmäler durch die deutsche Besetzung zu sehen.