Afghanistan – Koalitionsparteien nach Bundestagswahl
Skrupellose Komplizenschaft von Regierungsparteien mit
NATO-Kriegsverbrechern
von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait
Das
Afghanistan-Debakel der NATO, die größte Niederlage des Westens in der jüngsten
Geschichte, stellt die Unkultur der Unverantwortlichkeit und mangelnde
politische Bildung der Regierungsträger Deutschlands bloß, sowie die fehlende
Aufarbeitung des Desasters. Kein Rücktritt, niemand fordert mit Nachdruck, dass
die offiziellen Komplizen, die sich auf höchster Ebene der amtierenden
CDU/CSU/SPD-Regierung befinden und Köpfe vorhergehender Regierungen, also auch
von FDP und Grünen, zurücktreten von ihren Funktionen oder Ämtern. Dieser
Personenkreis trägt die Verantwortung für die Komplizenschaft mit den USA im
Krieg gegen Afghanistan. Aber statt sich ihrer Verantwortung zu stellen,
bestehen sie weiter auf dieser Art von Politik mit dem Entsenden von Bundeswehr
in fremde Länder, ohne dazu von jenen Ländern darum gebeten worden zu sein. Sie
wollen ihre verfehlte Außenpolitik weiter betreiben, ihren
Militärinterventionismus und ihr Mitmachen bei US-Kriegen, was nur zu neuem
Leid, Tod und Verwüstung führt.
Verantwortung für die monströsen
Kriegsverbrechen in Afghanistan nirgendwo ein Thema
In der Tat sind die CDU/CSU/SPD, FDP und Grünen die verantwortlichen Parteien
des kriminellen Afghanistan-Desasters. Keine dieser Parteien sollte deshalb wieder gewählt werden. Keine ihrer Vertreter anerkennen ihre
Schuld als Mittäter und ziehen die Konsequenzen daraus. Bei dem Triell im ZDF und ARD am 12.9. wurde die Frage nach ihrer
Verantwortung für die monströsen Kriegsverbrechen in Afghanistan erst gar nicht
aufgeworfen – was für eine merkwürdige Pressefreiheit!
"Die deutsche Außenpolitik hat ihre verbrecherischen Komponenten. Anstatt
die deutsche Mittäter an den Pranger zu stellen,
praktiziert ARD-Tagesschau doch das genaue Gegenteil: Durch ihre Selektion,
Distraktion und Fragmentierung von Fakten behindert sie eine qualifizierte
Meinungsbildung. ... Afghanistan-Beiträge bestehen zu fast 50 Prozent aus
Sensationsberichten über Terror-Anschläge und sonstige katastrophale
Ereignisse. Wobei selbstverständlich die US-Drohnenbombardements und ungezählte
Luftangriffe der alliierten Streitkräfte nicht erwähnt werden...
Kontinuierliche, unabhängige Information über die Ziele und Ergebnisse des
Bundeswehr-Engagements hatten deutsche Medien nicht zu bieten. Das zentrale Problem
des Landes stand völlig außerhalb ihrer Betrachtung: Afghanistan mit seinen 39
Millionen Einwohnern ist heute ein der ärmsten Länder der Welt – mit einem
Pro-Kopf-Einkommen von jährlich nur 438 Dollar = 368,84 Euros."
(„'Trauerspiel Afghanistan': Zweiter Akt“ von Friedhelm Klinkhammer
und Volker Bräutigam, 02.09.2021)
Medien gefesselt im Obrigkeitskomplex
Desinformation und Falschheit zieht sich durch so gut wie alle großen deutschen
Medien. Gefesselt in ihrem Obrigkeitskomplex reproduzieren sie alles, was ihnen
von oben, von Regierungsseite oder NATO-Stellen diktiert wird. Dort, bei diesen
Stellen werden Finten und Lügen konstruiert, die die Medien willig und
bedenkenlos verbreiten. Das heißt hierzulande Pressefreiheit!
Friedhelm Klinkhammers und Volker Bräutigams weitere
erhellende Ausführungen dazu („Trauerspiel Afghanistan“, 02.09.2021) seien hier
etwas umgeschrieben, gekürzt wiedergegeben:
Der Wertewesten führt seinen terroristischen Kolonialkrieg weiter. Nach der
Explosion im Flughafen Kabuls hatten die GIs wahllos in die Menschenmenge
geballert.
Mainstream-Medien gelingt es, von den Verbrechen der westlichen Besatzer in
Afghanistan abzulenken und sie “unsichtbar” zu machen. Bis heute – und trotz
der verdienten Niederlage in diesem zwanzigjährigen Kolonialkrieg – propagiert
die transatlantische Medienmeute die ausgeschöpfte Litanei vom Kampf für
„Demokratie und Menschenrechte“. Die verantwortlichen US-NATO-Polit-Eliten
werden zwar jetzt wegen ihrer Fehleinschätzungen und Versäumnisse beim Abzug gescholten,
aber die Frage nach ihrer Verantwortung für die monströsen Kriegsverbrechen in
Afghanistan wird immer noch nicht aufgeworfen.
Christian Lindner dürfte sich nicht so verblendet zeigen, was die NATO angeht.
Sicher, gemäß entsprechendem Vertrag ist die NATO ein „defensives Bündnis“,
aber die NATO-Praxis zeigt das Gegenteil, vertragswidrige Aggressionen und
Angriffskriege. Was soll eigentlich ein allein dastehender, bis zu den Zähnen
bewaffneter westlicher Block? Gerade darin liegt das Problem der NATO. Sie
musste seit der Auflösung des Warschauer Paktes und nach der Auflösung der
Sowjetunion 1991 immer wieder neue Gegner maliziös erfinderisch konstruieren,
um sich selbst zu legitimieren, denn der Kommunismus war verschwunden. Fakten
zeigen die aggressive offensive NATO-Praxis vom kriminellen Bombenangriff auf
Belgrad und Jugoslawien 1999 bis zu weiteren NATO-Angriffskriegen in Libyen,
Irak, Syrien und so weiter. Mehr Arroganz und Ignoranz seitens der deutschen
Politikerriege, die seit 1991 die Entscheidungsträger waren, geht nicht. Die
Kriegsverbrechen der USA, die die militärische Führung der NATO innehaben, und
die deutsche Komplizenschaft sind in einem Untersuchungsausschuss aufzuklären.
Schon im November 2019 kennzeichnete der Präsident Frankreichs die NATO als
„hirntot“. Gute Beziehungen mit den USA sind mit Sicherheit ohne NATO
besser zu unterhalten, wie auch aus den Äußerungen von US-Präsident Joe Biden
und seinem Vorhaben klar wird. Wörtlich sagte er aufklärerisch genug: <Diese
Entscheidung über Afghanistan betrifft nicht nur Afghanistan. Es geht darum,
die Ära großer Militäroperationen zur Umgestaltung anderer Länder zu
beenden.> Damit ist Joe Biden dabei, ein neues Kapitel in der Weltpolitik
aufzuschlagen. Ohne NATO selbstverständlich. Die USA wollen nicht länger für
den Schutz des Westens zuständig sein. Joe Biden will und darf nicht weiter mit
seinen USA den Weltpolizisten spielen.
Die NATO gehört zur Geschichte der Nachkriegszeit. Das Projekt Friedens- und
Sicherheitsordnung mit Russland vom Atlantik bis Wladiwostok, das seit der
Regierung Kohl-Genscher im Bundeskanzleramt und Auswärtigem Amt fertig
dokumentiert vorliegt, ist zu verwirklichen.
Transatlantischer Militärindustriekomplex
So wie sich die Grünen von dem Friedensvermächtnis ihrer Partei-Mitbegründerin
Petra Kelly völlig entfernt haben, hat auch die FDP das Vermächtnis von Thomas
Dehler verraten. Schon der Sowjet-Kommunismus war eigentlich niemals eine
Gefahr, um einen solchen Wahnsinn wie die NATO zu rechtfertigen. Der ganze
Kalte Krieg war eine verschwendete Zeit, wie der große FDP-Politiker Thomas
Dehler im Bundestag in einer historischen, dramatischen Rede schon in den 50er
Jahren erkannte. Er bezeichnete die haltlose, bodenlose Kalte-Krieg-Politik als
einen „Witz“.
Verschwunden der Kommunismus, wurde der Terrorismus, dann der Islamismus und
heute Russland als Feind erfunden. Hauptsache, die NATO hat eine Aufgabe und
der transatlantische Militärindustriekomplex behält seine lukrativen
NATO-Aufträge. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen und die deutsche
Regierungsspitze bleibt immer noch in vergangenen irrsinnigen Vorurteilen und
Phantastereien verankert, ja paralysiert.
Mahnung vor weiterem Bundeswehr-Engagement in
Afghanistan von deutschem Militärattachée schon vor
vierzehn Jahren
Weder die Bundeskanzlerin noch einer ihrer Minister noch gar einzelne
Abgeordnete wüssten präzis zu sagen, wie viele Milliarden Euro genau aus
Deutschland am Hindukusch eigentlich verpulvert wurden – 7 Milliarden, 17
Milliarden, 47 Milliarden, X-Milliarden? Auch der Bundesrechnungshof weiß es
nicht. Kein Thema für die Medien. Die Antwort der Bundesregierung auf eine
entsprechende Anfrage der Linksfraktion, es seien 12,1 Milliarden Euro für
Afghanistan ausgegeben worden, erlaubt nur einen Blick auf einen Teil des
Verteidigungshaushalts.
Der ehemalige NVA-Offizier und spätere deutsche Militärattaché in Kabul,
Oberstleutnant Jürgen Heiducoff mahnte schon 2007 den
damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, die weitere Eskalation der
militärischen Gewalt in Afghanistan zu stoppen angesichts der zivilen Opfer und
unsägliches Leid der Zivilbevölkerung als Folge des Kriegs. Er schrieb 2007 an
den damaligen Außenminister Walter Steinmeier, heutigen Bundespräsident:
"Wenn immer mehr zivile Opfer und unsägliches Leid durch die eigenen
Militärs unter der Zivilbevölkerung produziert werden, dann eignet sich das
Mittel der militärischen Gewalt nicht, um die Probleme in diesem Land zu lösen.
… Tragen Sie bitte dazu bei, die weitere Eskalation der militärischen Gewalt in
Afghanistan zu stoppen."
Wie Klinkhammer und Bräutigam treffend darauf
hinweisen, musste Heiducoff seinen Platz räumen,
während Steinmeier hingegen aufstieg und im Schloss Bellevue Platz nahm. Von
dort spielte er nach dem Rückzugsdebakel in Kabul den schrecklich Betroffenen,
obwohl er als vormaliger Außenminister über die Zustände in Afghanistan, ihre
Entwicklungen und Risiken genaustens informiert war,
und zwar seit 2007. Steinmeier versäumte es, sich persönlich verantwortlich zu
zeigen, Fehler einzugestehen, Lehren aus dem Afghanistan-Debakel zu ziehen, das
nie hätte stattfinden dürfen.
Wenn schon der Einsatz der Bundeswehr von Anfang an ein Riesenfehler war (und
noch dazu ein Verstoß gegen das Grundgesetz), dann hätte dieser Fehler
spätestens 2007 korrigiert werden müssen, als von einem Offizier vor Ort,
nämlich dem Militärattaché, die schlimmen Verhältnisse gemeldet wurden. Aber
weder Steinmeier noch das Bundeskanzleramt zeigten sich bereit, diese völlig
verfehlte Außenpolitik als solche einzugestehen und zu korrigieren. Sie ziehen
es vor, sich skrupellos weiter schuldig dafür zu machen, dass weiterhin gegen
den Willen von zwei Dritteln der Deutschen Auslandseinsätze der Bundeswehr
stattfinden sollen. Dasselbe gilt für alle Kanzler-Kandidaten, CDU-Armin Laschet, SPD-Olaf Scholz und Grüne Annalena Baerbock, die die verfehlte Außenpolitik Deutschlands auch
weiter betreiben wollen.
Beleidigung der Intelligenz und
Sozialdemokraten-Unsinn über Afghanistan
Fast genau zwei Jahrzehnte dauerte der Kolonialkrieg
der USA und der NATO gegen Afghanistan. Kolonialkrieg, denn die
regierungsoffizielle Behauptung, man wolle das Land mit Demokratie und
Menschenrechten beglücken, war eine ebensolche Beleidigung der Intelligenz und
Zeugnis undemokratischer Bildung, wie der Sozialdemokraten-Unsinn „Deutschlands
Freiheit wird auch am Hindukusch verteidigt“. Der einstige Bundespräsident
Horst Köhler hatte einmal gesagt, in Afghanistan gebe es nicht nur den
Terrorismus, sondern auch Seltene Erden. Wenig später sah er sich zum Rücktritt
gezwungen.
Rund 3.600 Soldaten der westlichen „Wertegemeinschaft“ ließen bis 2020 in
diesem nutzlosen Krieg ihr Leben. Auch sie waren mitverantwortlich dafür, dass
in Afghanistan und im benachbarten Pakistan rund 241.000 Menschen umgebracht
wurden. Die allermeisten Opfer waren Frauen, Kinder und Alte sowie Soldaten der
regulären afghanischen Armee und Polizisten. Die Kriegskosten für die USA
betrugen 2,3 Billionen (!) Dollar. Das ist mehr als das Hundertfache des jährlichen
afghanischen Brutto-Inlandsprodukts von 19 Milliarden Dollar.
Allgemeine Heuchelei innerhab
der SPD über das Verbrechen Afghanistan-Krieg
Das Verbrecherische dieses Krieges wurde der deutschen Öffentlichkeit nie
wirklich bewusst. Falschaussagen, Desinformation und Sprachregelung beherrschen
die Berichterstattung. Führende deutsche Massenmedien ließen sich von einer
Politikerkaste mit Nachrichten füttern und manipulieren, deren Selbstbetrug
sich mit ihrer Charakterlosigkeit auf peinliche Weise vermengen: Frank-Walter
Steinmeier und Heiko Maas sind beschämende Exponenten der allgemeinen Heuchelei
innerhab der SPD, wobei ein reaktionärer Kandidat
Olaf Scholz nichts ändern wird, weil er sich von der CDU nicht groß
unterscheidet, erst recht nicht im Weitermachen von Auslandseinsätzen, von
Kriegsinterventionen mit der Bundeswehr – mit den dazu gehörenden
Lügen.
Fortgesetzte Falschheit und Lüge
So auch im Fall Afghanistan: Osama bin Laden verweigerte öffentlich kategorisch
in den Anschlag von 9/11 verwickelt worden zu sein: „Ich habe bereits gesagt,
dass ich in die Anschläge vom 11 September in den Vereinigten Staaten nicht
involviert war. Als Muslim versuche ich mein Bestes, eine Lüge zu vermeiden“.(Interview mit Osama bin Laden in der Zeitung Ummat vom 28.September 2001, Karachi, Pakistan) Die
US-Behörden haben in der Tat keine Beweise über die Teilnahme von Islamisten an
den Anschlägen vom 11. September 2001 vorgelegt. Das FBI hatte eingeräumt,
keine Beweise über eine Beziehung zwischen Osama bin Laden und 9/11 zu
besitzen.
"Bis heute, zwanzig Jahre danach, ist sogar die Standardlüge noch im
Schwange, die Taliban seien mitverantwortlich gewesen für die Terroranschläge
am 11. September 2001 in New York und Washington. Den gerichtsfesten
Beweis, Osama bin Laden habe sich zu dem Anschlag bekannt, hat niemand je
antreten können. Der frühere US-Außenminister Colin Powell betonte vielmehr in
einem Interview mit der 'New York Times', gegen Bin Laden habe es keine
Indizien gegeben. Die Anklage sei vielmehr 'ein Rechtsfall, der nicht einmal
vor einem normalen Strafgericht standhalten würde'."
Doch Sendungen deutscher Medien sind voll von diesem Gejammer über die bösen
Taliban. Dass zehntausende afghanische Frauen mit ihren Kindern bei
US-Drohnenangriffen von US- und NATO-Soldaten massakriert wurden, ist kein
vorrangiges Thema!
Hamid Karsai, Präsident von Afghanistan (2004-2014)
war eine Marionette der USA. Folglich tauchte keine mediale Meldung über sein
frauenfeindliches Regime auf.
Verfasst am 21.09.2021
Luz María de Stéfano Zuloaga de Lenkait ist
chilenische Rechtsanwältin und Diplomatin (a.D.). Sie war tätig im
Außenministerium und wurde unter der Militärdiktatur aus dem Auswärtigen Dienst
entlassen. In Deutschland hat sie sich öffentlich engagiert für den friedlichen
Übergang der chilenischen Militärdiktatur zum freiheitlichen demokratischen
Rechtsstaat, u.a. mit Erstellen von Gutachten für Mitglieder des Deutschen
Bundestages und Pressearbeit, die Einheit beider deutschen Staaten als ein Akt
der Souveränität in Selbstbestimmung der beiden UN-Mitglieder frei von fremden
Truppen und Militärbündnissen, einen respektvollen rechtmäßigen Umgang mit dem
vormaligen Staatsoberhaupt der Deutschen Demokratischen Republik Erich Honecker
im vereinten Deutschland, für die deutsche Friedensbewegung, für bessere
Kenntnis des Völkerrechts und seine Einhaltung, vor allem bei Politikern, ihren
Mitarbeitern und in Redaktionen. Publikationen von ihr sind in chilenischen Tageszeitunge