75. Jahrestag der Befreiung Europas vom Faschismus
„Österreich ist ein Vorbild“ – Historiker über Umgang mit der Sowjetarmee
Sowjetische
Truppen haben am 13. April 1945 die österreichische Hauptstadt von
Nazi-Besatzern befreit. Das Andenken an die im Befreiungskampf gefallenen
Sowjetsoldaten sei für die Österreicher von hohem Wert, erklärt ein Historiker
im Sputnik-Gespräch. Darin unterscheide sich Österreich von anderen, einstmals
von der Roten Armee befreiten Staaten.
Tagelang
kämpften russische Soldatentrupps Haus für Haus frei: Die Befreiung Wiens war
in die größere
Wiener Operation der 2. und
3. Ukrainischen Fronten der sowjetischen Streitkräfte eingebettet. Am 16. März
hatte die Operation im Westen Ungarns begonnen und am 15. April endete sie im
Osten Österreichs.
„Für die
Befreiung Europas von der faschistischen Besatzung ist der 13. April 1945 ein
Schlüsseldatum“, sagt Historiker Juri Borissenok von
der Moskauer Lomonossow-Universität im
Sputnik-Gespräch. „An dem Tag wurde Wien befreit. Dass dieses Datum in Moskau
von allerhöchster Stelle begangen wird, wird die österreichische Führung
sicherlich nicht zu Protesten veranlassen – im Unterschied zu Regierungen
mancher anderen europäischen Länder. Schließlich hält sich Österreich an die
Vereinbarungen der Nachkriegszeit. Das Andenken an die Sowjetsoldaten ist für
die Österreicher von großem politischem Wert. Insofern ist Österreich ein
Vorbild dafür, wie mit dem Andenken an das Heldentum der Roten Armee umzugehen
ist.“
Der Umgang
anderer Staaten – beispielsweise in Osteuropa und im Baltikum – mit dem
Befreiungskampf der Sowjetarmee sei hingegen einfach nur zu bedauern, betont
der Historiker: „Man denke nur an den jüngsten
Abriss eines Denkmals für den
Sowjetmarschall Konew in Prag.“ Es sei zu wünschen,
sagt der Wissenschaftler, dass auch andere europäische Hauptstädte außer Wien „die
Heldentat des Sowjetvolkes und die laufende Politik“ nicht
durcheinanderbrächten.
Anlässlich
des 75. Jahrestags der Befreiung Wiens von den faschistischen Besatzern hat das
russische Verteidigungsministerium einige Archivdokumente zur Veröffentlichung
freigegeben. In dem Datensatz aus dem Zentralarchiv der Behörde sind Feld- und
Frontberichte, Meldungen, Vormarschpläne der Sowjetarmee, Ehrenlisten,
Erinnerungen und Aufnahmen enthalten. Die Zeitzeugnisse sind auf der Website
des Verteidigungsministeriums in der Rubrik „Wiener Siegeswalzer“ (Wenskij wals Pobedy)
einzusehen.
Zur
Befreiung Wiens hat das Verteidigungsministerium einen Ausschnitt aus dem
Fronttagebuch der 4. Gardearmee der 3. Ukrainischen Front vom April 1945
veröffentlicht. Darin heißt es: Die Sowjettruppen hätten am 13. April „137
Bezirke im östlichen Wien, eine Donaubrücke, den Nord- und den
Nordwest-Bahnhof“ eingenommen. „Bis 14.00 Uhr war der Gegner gänzlich aus der
Stadt hinausgejagt worden, sodass Kampfhandlungen (im Stadtgebiet) eingestellt
wurden.“
Quelle: https://de.sputniknews.com/oesterreich/20200414326901823-oesterreich-umgang-sowjetarmee-vorbild/ 14.4.2020