Zum 20. Jahrestag der sog. Einheit Deutschlands
Was veranlasst mich,
die Leiterin der Antikriegsvereinigung „Mütter gegen den Krieg
Berlin-Brandenburg“ zur Feder zu greifen und am 20. Jahrestag der deutschen
Einheit Stellung zu beziehen ? Als die NATO
Jugoslawien 1999, also 44 Jahre nach dem 2. Weltkrieg, völkerrechtswidrig und
unter der Lüge eines sog. Völkermords der Serben an den Kosovo-Albanern angriff
(vgl. Einschätzung des deutschen Brigadegenerals und Stellvertretenden des Beraterstabes
bei der OSZE in Wien für den Kosovo, Loquai, in seinem Buch “Wege in einen vermeidbaren Krieg“,der auf Seite 37 von über 264 Toten auf Seiten der Serben und der UCK vor dem NATO-
Bombardement auf Jugoslawien berichtete ) erschienen solche Plakate in
Deutschland wie: “Gäbe es die DDR noch, hätte es den NATO-Krieg gegen
Jugoslawien nie gegeben!“
Die Einschätzung der
ehemaligen DDR-Bevölkerung des Weges zur deutschen Einheit bewegt sich zwischen
Verrat führender DDR-Politiker 1989 und der Begründung, aus ökonomischen
Zwängen heraus notwendig gewordener Vereinigung mit dem anderen
kapitalistischen Teil Deutschlands andererseits. Versuchen wir uns ein Bild zu
machen.
Was der Vorwurf des
Verrats der Nachfolger des Staatsratsvorsitzenden Erich Honeckers am Staatsvolk
der DDR anbelangt, so ist dieser durchaus nachzuvollziehen.
In jedem Land der
Erde wird nämlich ein solches Vorgehen, wie es 1989 die DDR-Führung
praktizierte, als Verrat bezeichnet. Mit dem Hinlegen aller Funktionen seitens
des ZK und seiner Politbüromitglieder hat die DDR-Regierung die Macht selbst
aus der Hand gegeben und damit dem am 13. November 1989 von der Volkskammer (
die damals schon mehrheitlich von sog. Bürgerrechtlern dirigiert worden ist ! )
gewählten H. Modrow, der wie Gorbatschow vom Westen schon früh als
„Hoffnungsträger“ ( für wen?!) gefeiert worden ist, freie Hand gelassen.Das machte das DDR- Volk von einem Tag zum anderen
vogelfrei und zur Manövriermasse der westlichen Monopole.
Wollte das DDR-Volk
ihre politische Führung nicht mehr ? Keineswegs !
Die vielen Pro-
DDR-Demos unter dem Slogan :“Wir sind das Volk, wir
bleiben hier!“ bzw. Leserzuschriften an
verschiedene Zeitungen der damaligen Zeit belegen das anders.
Sicher wollten viele
einen noch besseren Sozialismus, aber in den Farben der DDR !
Warum haben die
DDR-Verantwortlichen nicht wie weiland am 17. Juni 1953, bevor sie ihre Ämter
niederlegten, nicht mit ihren vermeintlichen Gegnern gesprochen und nach
Lösungswegen gesucht?Dann
wären sie gewiss auch zu anderen Einschätzungen gekommen !
Die finanzielle
Situation in der DDR war 1989 keineswegs so, dass sie ein Rüberreichen der DDR
als Geschenk ( siehe das Buch von Czichon und Maron “Das Geschenk“ ) an den
anderen deutschen Staat gerechtfertigt hätte. Im übrigen war das in der
Geschichte wohl einmalig, dass ein Staat ohne belagert zu sein, freiwillig kapituliert !!
Finanziell in weitaus prekärer Lage sind heute
beispielsweise die USA, die, einschließlich ihrer Immobilien, 3 Mal mit sich
selbst verschuldet sind, bzw. die heutige Bundesrepublik.
Aber diese Staaten
existieren munter weiter, ohne in Panik zu verfallen und sich z.B. China an den
Hals zu werfen !!
Was die oft zitierte
höhere Arbeitsproduktivität in der Bundesrepublik gegenüber der DDR anbelangt,
so wäre sie für die ehemalige DDR nicht nachahmenswert gewesen.
Wie wir heute wissen,
gibt es Bereiche in der Bundesrepublik, z. B. die Tourismusbranche u.a., in
denen an Studienabgänger kein Lohn gezahlt wird und diese sogar noch ihr
eigenes Essen und Trinken auf Arbeit mitbringen, in der Hoffnung, bei Tod oder
Rente eines Vollzeitbeschäftigten in dieser Branche fest angestellt zu werden.
Diese höhere
Arbeitsproduktivität der Bundesrepublik ( von damaligen, sogar führenden,
Akademikern der DDR, als Kennzeichen einer höheren und besseren
Gesellschaftsordnung
proklamiert ) ist doch nicht etwa nachahmenswert, wenn
sie auf Null – Bezahlung basiert und im Grunde genommen noch hinter die
Sklavenhaltergesellschaft von Hunderten von Jahren zurückgeht !!)
Wenn das ehemalige DDR-Repäsentanten nach über 20 Jahren sog. „Vereinigung“
immer noch nicht begriffen haben, so kann man von ihnen auch in Zukunft
keinerlei Einsicht erwarten, dass sie je zugeben, 1989 entweder:
ihrer Verantwortung
auf politischem, ökonomischem und militärischen Gebiet nicht gerecht geworden
sind.
Denn nur durch
Selbstkritik, die damalige innen-und außenpolitische
Lage falsch eingeschätzt zu haben, würden sie bei den ehemaligen DDR-Bürgern
punkten und bei jungen Leuten, die sich heute bei G-8 Treffen u. ähnl.der heutigen kapitalistischen Oberschicht von
Polizeieinheiten zusammenprügeln lassen müssen, weil sie offen gegen die
herrschende kapitalistische Gesellschaft ankämpfen, Sympathie gewinnen können.
Mit einer Selbstkritik
würden diese ehemaligen DDR-Politiker auch die fast 50%igen Nichtwähler in der
BRD ins Boot holen und den noch bestehenden sozialistischen Ländern ein Zeichen
geben, wie man in schwierigen Situationen nicht agieren darf
!
Viele Menschen in der
Welt glauben doch, dass das ganze sozialistische Weltsystem 1989/90 implodiert
sei, also nichts getaugt habe.
Aber: Wäre nach
der durch den damaligen DDR-Ministerpräsidenten Modrow zusammen mit
Bundeskanzler Kohl eingeleiteten Währungsunion von 1990 zwischen DDR und
Bundesrepublik, nach der von einem Tag auf den anderen die DDR-Mark der
BRD-Mark gleichgesetzt wurde ( vormaliger außenwirtschirtschaftlicher
Kurs 1:4 ) nicht jeder Staat ökonomisch in die Knie
gegangen ?!
Die Währungsunion war
ökonomisch der Todesstoß für die DDR und das sozialistische Weltsystem gewesen.
Kein auswärtiger Staat, weder die bestehenden sozialistischen Länder, noch die
Länder mit sozialistischen Entwicklungsweg, konnten plötzlich das 4-Fache der Preise für exportierte DDR-Maschinen zahlen.
Die Folge war plötzliche Arbeitslosigkeit in der DDR und der schließlich
ökonomische Zusammenbruch des
sozialistischen Weltsystems, der von den westlichen Medien durch gezielte
gehässige Propaganda begleitet wurde und die politische Führung der sozialistischen
Länder unsicher machte. Sollte man es der DDR-Bevölkerung verübeln, dass sie,
nachdem sie von ihren Politikern schmählich im Stich gelassen worden war, bei
den gesamtdeutschen Wahlen mehrheitlich die CDU wählten, nachdem ihnen bei den
Vorwahlkämpfen Bundeskanzler Kohl ausdrücklich blühende Landschaften
versprochen und für die CDU geworben hatte: “Keinem wird es schlechter gehen ?“
Der ausdrückliche Verrat des früheren DDR-Ministerpräsidenten Modrow, welcher nicht
nur die Währungsunion unter westlicher Regie inszeniert hatte, ist vom Kapital
nie wirklich honoriert worden. Auch nicht der Umstand, dass er führende DDR-
Militärangehörige, wie den DDR- Verteidigungsminister Heinz Kessler, bzw. Generaloberst
Strelitz einkerkern ließ, denen man nachsagt, dass
sie über Rundfunk, Fernsehen und Medien das DDR-Volk aufrufen wollten: “Das
Vaterland ist in Gefahr !“
Der Verhinderer dieses Aufrufs war der damalige
Staatsratsvorsitzende Egon Krenz gewesen, der dann als „Dank“ dafür selbst ins
Gefängnis geworfen wurde.
Ja, es gilt heute
noch das Sprichwort: “Die Kapitalisten lieben den Verrat, aber nicht den
Verräter!“ Dass das Gesellschaftssystem des Sozialismus durchaus stabil war,
zeigt, dass die DDR und das sozialistischen Weltsystem nicht nur wenige Wochen
wie die Pariser Kommune, sondern über 40 Jahre ( siehe Sowjetunion ) bestanden
hat und sich sowohl politisch, ökonomisch, als auch militärisch behaupten
konnte. Wie schon Lenin sagte, der Sozialismus kann nicht untergehen, außer
durch eigenes Verschulden ! Brigitte Queck, Dipl.Staatswiss.
Außenpolitik